SimbR HA-CLL-001
Mit der „SimbR 4 in 1 LED Flashlight“ ist mir jüngst eine neue Auftragsarbeit ins Haus geflattert. Die Lampe wird unter der Modellbezeichnung „HA-CLL-001“ bei Amazon vertrieben und soll für sehr wenig Geld sehr viel können.
Verpackung/Lieferumfang:
In einer Pappschachtel sind die Lampe mit werksseitig befestigtem Lanyard sowie eine mehrsprachige Bedienungsanleitung enthalten. Die Bedienungsanleitung kann man sich allerdings getrost klemmen, da die ursprüngliche Version (vermutlich chinesisch) durch mindestens ein Übersetzungsprogramm gejagt wurde. Beispiel gefällig? „Batterie Installationsmethode: Schalten Sie die rückseitige Abdeckung, setzen Sie zwei AAA Batterie, verdrehen Sie die hintere Abdeckung.“ Nutzer, die es nicht so mit Bedienungsanleitungen haben, können die Lampe alternativ auch hinten aufschrauben, zwei AAA-Batterien einsetzen und wieder zuschrauben.
Aber grundsätzlich bedarf es bei der SimbR HA-CLL-001 eigentlich keiner Bedienungsanleitung, da die Funktionsweise simpel und selbstklärend ist.
Beschreibung der Lampe:
Länge: 160 mm
Linsenöffnung: 23 mm
Durchmesser Kopf: 33 mm
Durchmesser Tail: 29 mm
Gewicht: 128 g
Gewicht mit Batterien: 150 g
Anodisierung: unsauber ausgeführt, kein HA-III, nicht kratzfest.
Tailstand: ja.
Rollschutz: nur bedingt.
Befestigungsmöglichkeit für Lanyard: ja, Loch in der Tailcap.
wasserdicht: spritzwassergeschützt.
Stromversorgung: 2x AAA (Batterien oder Akkus).
So sieht die Lampe von hinten aus.
Das Gewinde läuft extrem kratzig und weist einiges an Spiel auf.
Das Lanyard ist werksseitig fest mit der Lampe verbunden. Wer kein Freund von Lanyards ist, muss zwangsläufig zur Schere greifen.
Ein feines und durchdachtes Feature ist der Magnetfuß, dank dessen die Lampe an allem, was metallisch ist, befestigt werden kann.
Leuchteinheit:
Hinter einer asphärischen Plastiklinse sitzt eine Cree-XP-E-LED. Im Zeitalter der rasanten Entwicklung auf dem LED-Markt, die durchaus mit der Entwicklung auf dem PC-Sektor vergleichbar ist, entspricht diese LED in etwa Windows 95. Allerdings ist die Leuchtkraft der Lampe auch nicht dafür ausgelegt, mehr zu leisten als Windows 95 seinerzeit auf dem PC-Sektor.
Eine asphärische Linse verteilt das Licht.
Das Betriebssystem der SimbR HA-CLL-001: Windows 95.
Bedienung:
Auch ohne ein ausgiebiges Studium der Bedienungsanleitung ist schnell klar, wo es langgeht. Einziges Bedienelement ist ein Seitenschalter, mit dem nacheinander alle drei verfügbaren Funktionen der Lampe angewählt werden. Der Schalter ist als Reverse-Clicky ausgelegt, schaltet also immer erst beim Loslassen.
Bedient wird die Lampe mit einem Seitenschalter.
Beim ersten Drücken kommt das Licht direkt vorne mit herstellerseitig angegebenen 90 Lumen aus der Lampe raus. 90 Lumen sind nicht wirklich viel; aktuelle Lampen ähnlicher Größe schaffen locker das Zehnfache oder mehr, aber für die Nahbereichsausleuchtung im Umkreis von etwa 20 Metern reicht es locker.
Der erste Druck auf den Schalter aktiviert die Front-LED.
Alternativ kann der Lichtstrahl auch gebündelt werden, indem der Lampenkopf nach vorne verschoben wird, wodurch ein punktueller Strahl erzeugt wird. Über Sinn und Unsinn einer fokussierbaren Lampe möchte ich an dieser Stelle nicht philosophieren. Ob jemand diese überflüssige Spielerei braucht, lasse ich mal dahingestellt. Oha – jetzt habe ich ja doch meine unterschwellige Meinung zu diesem Thema kundgetan…
Aber wenn ich schon mal dabei bin: Ein vernünftiger Fixfokus mit einem Reflektor würde der Lampe sicherlich besser zu Gesicht stehen. Doch SimbR folgt hier offenbar konsequent der verstärkten Nachfrage der Masse nach fokussierbaren Lampen – obwohl mehr als neunzig Prozent aller Hersteller auf einen Fixfokus setzen.
Drückt man den Schalter erneut, landet man bei der indirekten Beleuchtung. Dummerweise wurde der Schalter exakt auf der falschen Seite plaziert, und so leuchtet man sich zunächst einmal mit voller Blendwirkung direkt ins Gesicht – dumm gelaufen. Hier hat der Hersteller definitiv nicht mitgedacht.
Indirektes Licht beim zweiten Druck auf den Schalter.
Nun ja, so indirekt ist das Licht dann doch nicht…
Derart geblendet, fällt man beim nächsten Druck auf den Schalter auch auf den Rotlicht-Modus herein, der einem ebenfalls wuchtig ins Antlitz schießt. Die Tatsache, dass der Schalter ausgerechnet auf der Seite angebracht wurde, auf der die Lampe ihre eigentlichen Potenziale ausspielt, halte ich übrigens für ihr größtes Manko.
Die Rotlicht-Funktion wird beim dritten Drücken des Schalters aktiviert. In der Praxis blinkt die Lampe, was ich im stehenden Bild allerdings nicht festzuhalten vermag.
Beim vierten Druck auf den Schalter geht die Lampe wieder aus. Derartige Bedienkonzepte sollten eigentlich längst der Vergangenheit angehören, wenngleich sie für viele Nutzer immer noch am Verständlichsten sind. Aber auch die Erde war lange Zeit bekanntlich nicht rund, sondern eine flache Scheibe.
Stromversorgung/Laufzeittest:
Als Stromversorger kommen zwei AAA-Batterien oder entsprechende Akkus zum Einsatz. Der Nachteil liegt auf der Hand, denn wesentlich schwachbrüstiger können Stromversorger bei einer modernen Taschenlampe kaum sein, es sei denn, die Lampe wird mit Knopfzellen betrieben. Der Vorteil erschließt sich ebenfalls auf Anhieb, denn AAA-Batterien können jederzeit in jedem Supermarkt und an fast jeder Tankstelle erworben werden.
Den obligatorischen Laufzeittest erspare ich mir an dieser Stelle, da die Lampe ungeregelt läuft und mit zunehmender Laufzeit immer dunkler wird – ein „No-Go“ für Lampen-Enthusiasten, Normalität für alle anderen Nutzer.
Zwei AAA-Zellen versorgen die Lampe mit Strom.
Hier kommen die Stromversorger rein.
Vergleichsbilder
Armytek Viking X (750 Lumen, Fixfokus, Modell 2012, also schon ein bissken was älter)
SimbR HA-CLL-001: Indirekte Beleuchtung auf etwa 8 Meter Entfernung
SimbR HA-CLL-001: Rotes Blinklicht auf etwa 8 Meter Entfernung. Das Blinklicht ist auch in einer Entfernung von 200 Metern noch deutlich zu erkennen. In der Praxis habe ich die Lampe mitten in der Nacht an einem Strommasten befestigt und die Reaktion der vorbeifahrenden Autofahrer beobachtet. An der vermeintlichen Gefahrenstelle haben auch sportliche Fahrer extrem abgebremst – Sinn und Zweck dieser Funktion sind damit mehr als erfüllt.
Fazit:
All diejenigen, für die eine Taschenlampe mehr als ein Alu-Stab ist, der irgendwie leuchtet, werden die SimbR HA-CLL-001 sicherlich nur belächeln. Die LED ist völlig veraltet, die Verarbeitung nicht besser als bei einer Baumarkt- oder Discounter-Lampe, und ins Wasser fallen sollte das Teil schon gar nicht.
All diejenigen, die für kleines Geld eine durchaus brauchbare Taschenlampe mit nützlichen Zusatzfunktionen suchen, können hier allerdings bedenkenlos zugreifen. Mehr Licht fürs Geld geht zwar, mehr Funktionalität eher nicht. Das, was die Lampe vorne rausschmeißt, reicht für die Orientierung im erweiterten Nahbereich völlig aus, das indirekte Licht macht Arbeiten im unmittelbaren Nahbereich möglich, und das blinkende Rotlicht ist in Gefahrensituationen ein nützlicher Helfer. Ein zusätzlicher Pluspunkt ist der Magnetfuß, mit dem die Lampe an metallischen Gegenständen befestigt werden kann.
Auch bei der Bedienung scheiden sich die Geister. Was für die „Profis“ eine Schande ist, dürfte für die meisten „Normal-Nutzer“ ein Segen sein, schließlich sind sie es aus dem vergangenen Jahrtausend genauso gewohnt, eine Lampe zu bedienen, wie es bei der SimbR HA-CLL-001 der Fall ist.
Unabhängig davon, kann man für schlappe 12,99 Euro nicht viel mehr Lampe erwarten und darf bei diesem Preis auch gerne über die insgesamt eher minderwertige Verarbeitung hinwegsehen.
Zur Verfügung gestellt wurde die Lampe freundlicherweise von Konrad Gernhardt, erhältlich ist sie bei Amazon unter dieser Adresse.