Wicked Lasers The Torch
Sie polarisiert. Sie zündet Papier an, kann Ei in Rührei verwandeln, hat eine extrem kurze Laufzeit und ist nach Angaben des Herstellers „die hellste Lampe der Welt“. Das ist natürlich Quatsch. „The Torch“ von Wicked Lasers ist ein Spielzeug für Flashaholics auf Basis der guten alten Maglite 2D, die mit einer überbestromten 100-Watt-Halogen-Birne betrieben wird. Die Idee zur Lampe hatte allerdings nicht Wicked Lasers selbst. Die ursprüngliche Modifikation stammt von Mac’s Customs aus dem CPF, die Rechte/Lizenzen wurden meines Wissens später an Wicked Lasers verkauft und die Lampe dann als „The Torch“ vertrieben.
Während es im bunten Internetz zahlreiche Videos gibt, die zeigen, was die Lampe alles anzünden, erhitzen, verbrennen oder zerstören kann, existiert noch kein wissenschaftlich fundierter, faktisch perfekter und neutraler Test zu dieser Lampe. Als wissenschaftlich fundierte, faktisch perfekte und neutrale Testseite schließt Taschenlampen-Tests diese Lücke ein- für allemal und endgültig!
Verpackung/Lieferumfang:
Versendet wird die Lampe in einem Päckchen, das folgendes enthält: Einen stabilen Pappkarton, in dem sich das Objekt der Begierde findet, eine dünne Pappschachtel, in der der Akku verpackt ist, eine weitere dünne Pappschachtel, die das Ladegerät enthält, eine Bedienungsanleitung und eine Anleitung, wie die Lampe zu laden ist.
Eigentlich gibt es keinen Grund, eine Bedienungsanleitung zu fotografieren. aber diese hier ist so schön farbenfroh!
Beschreibung der Lampe/erster Eindruck:
Länge: 241 mm
Reflektoröffnung: 47 mm
Durchmesser Kopf: 57 mm
Durchmesser Tail: 42 mm
Gewicht: 401 g
Gewicht mit Akkupack: 694 g
Anodisierung: gut und gleichmäßig ausgeführt, allerdings kein HA III.
Tailstand: ja.
Rollschutz: nein.
Befestigungsmöglichkeit für Lanyard: nein.
wasserdicht: spritzwassergeschützt.
Die Verarbeitung entspricht nicht dem, was man gemeinhin unter „höchster Lampenbaukunst“ versteht. Die Anodisierung ist alles andere als schnittfest, das Gewinde von der Tailcap zum Body wackelt und greift erst im allerletzten Moment, und die Birne sitzt schief im Reflektor.
Das Gewinde läuft wackelig mit viel Spiel, und es frisst. Nach einigen Malen des Auf- und Zuschraubens fanden sich bereits kleine Metallspäne in den Gewindegängen. Nur durch eine ausgiebige Säuberungsaktion und anschließendes nicht minder ausgiebiges Fetten war hier noch was zu retten. Wer sich diese Lampe zuzulegen möchte, sollte das Gewinde direkt mit einem guten Schmierfett versehen.
Die Tailcap mit Druckfeder, die ihrem Namen alle Ehre macht.
Der Lampenkopf. Die länglichen Einbuchtungen dienen eher der Optik als der Kühlung. Aber wozu sollte man eine Lampe, die Papier anzündet, auch kühlen? Und überhaupt: Kühlen ist sowieso nur was für Weicheier!
Leuchteinheit:
Zum Einsatz kommt eine 100-Watt-Halogen-Birne vom Typ Osram 64623 in einem SMO-Reflektor. Davor sitzt eine Glaslinse, über deren Beschaffenheit der Hersteller keine Angaben macht.
Frontansicht. Reflektor und Frontscheibe haben schon ein wenig beim Papieranzünden und der Zubereitung von Speisen gelitten.
Die Leistung wird durch eine 100-Watt-Halogenbirne erreicht, die überbestromt wird.
Ersatz ist für drei bis fünf Euro im Internetz erhältlich.
Die genaue Bezeichnung des Torch-Leuchtmittels.
Bedienung:
Hier wird’s ganz einfach und kurz: Ein Reverse-Clicky schaltet die Lampe ein und aus. Sie verfügt über eine Leuchtstufe, die mit 4.100 Lumen angegeben wird.
Stromversorgung/Laufzeittest:
Für den notwendigen Saft sorgt ein Akkupack, das aus zwölf NiMh-Akkus besteht. Die Nennspannung ist mit 14,4 Volt angegeben. Bei vollgeladenem Akkupack habe ich 17,28 Volt ohne Last gemessen. Mit vollgeladenem Akkupack wurde die Lampe beim Test eingeschaltet und dabei durch einen Ventilator und aufgelegte Eiswürfel gekühlt.
Laufzeitmessung 1:
Beim Einschalten: 56.500 Lux
nach 1 Minute: 45.800 Lux
nach 2 Minuten: 44.800 Lux
nach 3 Minuten: 44.300 Lux
nach 4 Minuten: 43.200 Lux
nach 5 Minuten: 41.900 Lux
nach 6 Minuten: 39.800 Lux
nach 7 Minuten: 36.700 Lux
nach 8 Minuten: 28.100 Lux
nach 9 Minuten: 1.900 Lux
nach 10 Minuten: 100 Lux
Das Akkupack wurde entnommen und mit einer Leerlaufspannung von 13,60 Volt gemessen.
Laufzeitmessung 2:
Beim Einschalten: 56.200 Lux
nach 1 Minute: 44.200 Lux
nach 2 Minuten: 44.200 Lux
nach 3 Minuten: 43.900 Lux
nach 4 Minuten: 42.500 Lux
nach 5 Minuten: 41.600 Lux
nach 6 Minuten: 39.500 Lux
nach 7 Minuten: 35.900 Lux
nach 8 Minuten: 22.100 Lux
nach 9 Minuten: 1.600 Lux
nach 10 Minuten: 100 Lux
Das Akkupack wurde entnommen und mit einer Leerlaufspannung von 13,34 Volt gemessen.
Im Diagramm schaut das dann so aus:
Fazit: Die Lichtleistung bricht schnell ein; nach zehn Minuten ist Schicht im Schacht. Dabei wird das meiste der Leistung in Wärme umgesetzt. Die Zellen im Akkupack altern schneller als Marty McFly in der Zeitmaschine in „Zurück in die Zukunft“, da sie extrem strapaziert werden.
Zwölf kleine NiMh-Zellen werden zum Torch-Akkupack zusammengefasst.
Hinten im Batterierohr ist ein kleiner Kragen beim Übergang vom Gewinde zum Rohr. In diesen wurden Vertiefungen gefräst, damit das Akkupack passt. Ein Klappern des Akkupacks im Batterierohr wird dadurch ebenfalls vermieden.
Das Ladegerät ist so abenteuerlich, dass es eine eigene kleine Bildergeschichte bekommt. Mit einem Wahlschalter kann zwischen einem Ladestrom von 0,9A und 1,8A umgeschaltet werden. Wicked Lasers warnt davor, das Akkupack mit 1,8A zu laden. Warum hat man den Schalter also nicht gleich weggelassen und einen festen Ladestrom eingestellt?
Der Stecker ist für Ami-Steckdosen ausgelegt. Aber zum Glück wird ein professioneller Adapter mitgeliefert!
Eine externe Sicherung habe ich auf dem Taschenlampen-Ladegerät-Sektor auch schon lange nicht mehr gesehen.
Technik, die begeistert und mich an meine ersten Löterfahrungen erinnert. Das Ding ganz rechts ist ein Temperaturfühler.
Und so einfach geht’s: Magnet an rotem Kabel an Plus, Magnet an schwarzem Kabel an Minus und den Temperaturfühler festkleben (Klebeband nicht im Lieferumfang enthalten). Mal abgesehen von der – ich nenne sie mal „ungewöhnlichen“ – Methode der Ladekabel-Befestigung, wird von zwölf Zellen bei der Temperatur-Überwachung ziemlich genau eine abgegriffen. Dass ich sowas im 21. Jahrhundert noch erleben darf!
Beam:
Bei festgezogenem Lampenkopf ist das Lichtbild ziemlich scheußlich. In der Mitte ist ein dunkler Fleck, drumherum erzeugt die Lampe viiieel Licht. Je nachdem, wieweit der Lampenkopf aufgedreht wird, verändert sich auch die Bündelung des Lichts. Am homogensten ist das Lichtbild, wenn der Lampenkopf etwa zwei bis drei Umdrehungen losgedreht wird. Als „ästhetisch“ ist der Beam jedoch in keiner Einstellung zu bezeichnen.
Resümee:
Der praktische Nutzwert von The Torch ist gleich Null. Zur extrem kurzen Laufzeit, dem ungeregelten Betrieb, der ebenfalls extremen Hitzeentwicklung und schnell alternden Akkus gesellt sich eine allenfalls durchschnittliche Verarbeitung – angesichts des aktuellen Preises von derzeit 199 US-Dollar (Stand: Oktober 2013) ist das, was geboten wird, schlichtweg ein Witz.
Doch letztendlich ist alles eine Frage der Marketing-Strategie. Ein hiesiger Gas- und Wasser-Installateur wirbt mit dem Slogan „Ihre Scheiße ist meine Butter“, und ähnlich hält es Wicked Lasers mit The Torch. Die Nachteile werden als Vorteile angepriesen, und wenn eine Lampe Papier anzünden kann und Eier braten, spricht das nicht wirklich für ihre Praxistauglichkeit. Aber eine praxistaugliche Lampe zündet kein Papier an und brät keine Eier, und genau diese Nische nutzt Wicked Laseres aus, weil kein anderer Hersteller auf die Idee kommt, eine solch unsinnige Lampe auf den Markt zu werfen. Das beschert The Torch unter den Serienlampen ihre ganz besondere Berechtigung und ein Alleinstellungsmerkmal. Und Spaß machen kann die Lampe auf jeden Fall. Ich hatte meinen beim Zubereiten eines Käsefondues mit The Torch.
Von links: Spark SP6, Maglite 2-D-Cell, Wicked Lasers The Torch, Fenix TK35, Lummi Raw.
Die Outdoor-Beamshots wurden mit einer Belichtungszeit von 2 Sekunden bei Blende 4 und 800 ASA aufgenommen. Da sie auf der kurzen Beamshotstrecke bei mir hinterm Haus aufgenommen wurden, auf der vorrangig kleinere Lampen abgelichtet wurden, sind alle leider ziemlich überbelichtet. Alle Lampen wurden auf denselben Punkt ausgerichtet. Die Überbelichtung liegt meist im Streulicht davor.
Die Bilder der zweiten Serie hat xxthhunderxx aus dem Taschenlampen-Forum bei einem Flashy-Treffen in Wuppertal geschossen. Obwohl sie auf dem Kamera-Monitor ziemlich genau das wiedergegeben haben, was das Auge gesehen hat, sind sie doch ziemlich unterbelichtet. Für eine Einschätzung sollten sie aber allemal reichen. An dieser Stelle herzlichen Dank an Manu, dass ich die Bilder verwenden darf!