Keenwin RC20
Mit der RC20 bietet der chinesische Hersteller Keenwin eine Einsteigerlampe mit Ladeadaptern an.
Verpackung/Lieferumfang:
In einer Pappverpackung mit Sichtfenster sind die Lampe, zwei Ersatz-O-Ringe, ein Ersatzgummi für die Tailcap, ein Trageclip, ein Lanyard, ein USB-Ladekabel, ein 12-Volt-Ladeadapter fürs Auto, eine Bedienungsanleitung und eine Garantiekarte enthalten.
Lieferumfang der Keenwin RC20.
Beschreibung der Lampe/erster Eindruck:
Länge: 145,5 mm
Reflektoröffnung: 24 mm
Durchmesser Kopf breiteste Stelle: 34 mm
Durchmesser Tail: 25 mm
Gewicht: 120 g
Gewicht mit Akku: 166 g
Anodisierung: HA III, gut und gleichmäßig ausgeführt.
Tailstand: ja.
Rollschutz: nein.
Löcher für Lanyard: ja, in der Tailcap.
wasserdicht: ja, durch Praxistest geprüft.
Besonderheiten: Der Akku kann über ein mitgeliefertes Kabel wahlweise an einem USB-Anschluss oder dem Zigarettenanzünder im Auto geladen werden. In der Praxis war dies beim Testmodell allerdings unmöglich, wie wir später noch sehen werden.
Batterierohr mit werksseitig bereits leicht gefettetem Gewinde.
Der abnehmbare Clip gewinnt sicherlich keinen Schönheitspreis, tut aber seine Dienste.
Leuchteinheit:
Eine Cree XP-G-R5-LED sorgt für Licht. Der Reflektor ist ein SMO aus Aluminium, davor sitzt eine ultraklare Glaslinse.
Stromversorgung/Laufzeittest:
Betrieben werden kann die Lampe mit einem 18650-Akku oder zwei CR123A-Batterien. Angegeben ist die RC20 mit 350 ANSI-Lumen bei einer Laufzeit von 2,5 Stunden. Beim Test wurde sie mit einem 18650-Akku bestückt (AW, 2.600mAh), in der hellsten Stufe betrieben und durch einen Ventilator gekühlt.
Laufzeitmessung:
Beim Einschalten: 7.400 Lux
nach 5 Minuten: 7.300 Lux
nach 15 Minuten: 7.200 Lux
nach 30 Minuten: 7.300 Lux
nach 45 Minuten: 7.300 Lux
nach 60 Minuten: 7.300 Lux
nach 75 Minuten: 7.000 Lux
nach 90 Minuten: 6.800 Lux
nach 105 Minuten: 6.600 Lux
nach 120 Minuten: 6.400 Lux
nach 135 Minuten: 6.200 Lux
nach 150 Minuten: 5.800 Lux
nach 165 Minuten: 5.100 Lux
nach 180 Minuten: 2.900 Lux
Der Akku wurde entnommen und mit 3,17 Volt Leerlaufspannung gemessen.
Fazit: Die Regelung ist gar nicht mal so schlecht. Eine Stunde lang leuchtet die Lampe im Dauerbetrieb konstant hell und baut dann langsam ab, und auch nach zwei Stunden hat sie lediglich etwas mehr als zehn Prozent ihrer maximalen Leistung eingebüßt. Spätestens dann, wenn die Helligkeit auch fürs Auge sichtbar nachlässt, sollte der Akku gewechselt werden, da die Lampe ihn dann in Bereiche treibt, die er langfristig nicht mag.
Die Idee, eine Lampe über USB, THC oder was auch immer zu laden, ist nicht neu. Und prinzipiell auch nicht schlecht. Beim Testmodell der RC20 wurde sie allerdings nicht wirklich praxistauglich umgesetzt. Mit dem mitgelieferten Ladekabel kann man vielleicht das ein- oder andere Handy laden, nicht aber den Lampenakku, da der Anschluss schlicht und einfach nicht passt.
Laden ausgeschlossen: Der USB-Stecker (1) kann an einen entsprechenden Port oder den mitgelieferten Adapter fürs Auto angeschlossen werden. Nur leider harmonieren das andere Ende des Ladesteckers und der Mini-USB-Anschluss der Lampe (2) nicht wirklich gut miteinander.
Dieses Gewinde greift gleich zweimal im Lampenkopf.
Das, vom Betrachter aus gesehen, obere Gewinde greift zunächst in den Kopf. In dieser Stellung kommt der Mini-USB-Anschluss zum Vorschein. Mithilfe des anderen Gewindes wird die Lampe komplett zugeschraubt.
Bedienung:
Mit einem Reverse-Clicky (mittelharter Druckpunkt) wird die Lampe eingeschaltet. Der Clicky übernimmt auch die Anwahl der Modi. Durch wiederholtes Antippen werden die Modi in der Reihenfolge Mid-Low-High-Strobe-SOS durchgeschaltet. Angegeben sind die Modi nach ANSI wie folgt: High: 350 Lumen für 2,5 Stunden; Mid: 80 Lumen für 10 Stunden; Low: 20 Lumen für 25 Stunden; Strobe: 350 Lumen für 3,5 Stunden; SOS: 100 Lumen für 10 Stunden.
Das UI muss sich ein chinesischer Hilfsarbeiter zwischen dem letzten Reisschnaps und dem Schlafengehen ausgedacht haben, denn die Lampe schaltet beim Einschalten immer in der Stufe ein, die der zuletzt ausgewählten folgt. Im Klartext heißt das: War die Lampe zuletzt in Mid eingeschaltet, startet sie in Low, war sie zuletzt in Low eingeschaltet, startet sie in High, usw. Das bedeutet nicht nur, dass die Lampe zu einem Fünftel garantiert nicht in der Leuchtstufe eingeschaltet werden kann, die man gerne haben möchte, sondern auch, dass man ständig über das Geblinke gehen muss, wenn man in die regulären Leuchtstufen schalten möchte. Dämlicher geht es nicht mehr.
Im Falle, dass man SOS tatsächlich einmal benötigen sollte, outet sich die Lampe zudem als Morse-Legastheniker, da sie nicht S-O-S, sondern immer S-O-S-O blinkt.
Und ich wage einfach mal, frech zu behaupten, dass die 350 ANSI-Lumen nicht stimmen. Zwar kann ich das mangels teurer Gerätschaften nicht wissenschaftlich belegen, aber beim Bouncing und beim Vergleich draußen war die Lampe fürs Auge deutlich dunkler als alles in meinem Besitz, was jenseits der 300-Lumen-Grenze angegeben ist.
Beam:
Auf kurze Entfernungen liefert die Lampe einen hellen Hotspot, der sich sauber vom Sidespill absetzt. Auf mittlere und weitere Distanzen liefert sie eine relativ gleichmäßige Ausleuchtung bei noch klar differenziertem Hotspot.
Der geneigte und regelmäßige Taschenlampen-Tests-Besucher wird vielleicht festgestellt haben, dass ich in den seltensten Fällen auf die Lichtfarbe der Lampen eingehe. Was schlicht und einfach den Grund hat, dass es bei ein- und derselben Lampe diesbezüglich häufig gewisse Streuungen gibt.
Die Keenwin RC20 allerdings ist im direkten Vergleich mit anderen Lampen derart blau/grünstichig, dass selbst Kermit, der Frosch neidisch würde. Auf freiem Feld fällt das allerdings weniger auf.
„White-wall-beamshot“ der Keenwin RC20.
Resümee:
Ein Ladestecker, der nicht passt, ein wirklich blödes UI, ein Notsignal, das immerzu nur SOSOSO blinkt, dazu ANSI-Lumen, die nicht erreicht werden und eine grünstichige LED – auf der einen Seite scheint die Keenwin RC20 einem Loriot-Sketch entsprungen zu sein. Auf der anderen Seite geht die Gesamtverarbeitung in Ordnung – gute Materialstärke, solider Eindruck, sauber laufende Gewinde, wasserdicht, gute Anodisierung, wobei letztere sogar besser ist als die mancher namhafter Hersteller. Auch die Regelung kann sich sehen lassen.
Insgesamt ist die RC20 sicherlich keine Lampe, mit der sich ein neuer Hersteller dauerhaft auf dem Markt etablieren kann, Aber zu einem Preis, der in Deutschland voraussichtlich unter 50 Euro liegen wird (Stand: Februar 2012), ist es eine zuverlässige Einsteigerlampe, die lange funktionieren sollte. Die Sache mit dem falschen Ladekabel dürfte ein Einzelfall sein, da bei anderen Keenwin-Modellen aus der selben Lieferung die Stecker passten. Zur Verfügung gestellt wurde die Lampe freundlicherweise vom Taschenlampen-Papst www.taschenlampen-papst.de
Größenvergleich. Von oben: Solarforce L2, Fenix TK11, Keenwin RC20.
Die Outdoor-Beamshots wurden mit einer Belichtungszeit von 2 Sekunden bei Blende 4 und 800 ASA aufgenommen. Zum Vergleich: einige weitere Lampen mit XP-G-LED.